Schloß
Krickenbeck:
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Nur undeutlich
läßt sich heute der einstige Standort der Burg Alt-Krickenbeck
noch erkennen. Am westlichen Netteufer südlich der Leuther Mühle
stand die Wasserburg der Grafen von Krickenbeck. Diese Stelle heißt
noch heute „alde borch“. Nicht einmal Mauerreste sind mehr
vorhanden, nur eine unscheinbare, grasbewachsene Erhöhung wird
sichtbar. Der Burghügel könnte von einem doppelten Graben
umgeben gewesen sein. Die Aufbauten der Burg scheinen noch aus Holz
gewesen zu sein, denn in dem Hügel lag eine Brandschicht, womöglich
aus dem 13. Jahrhundert. Auch hat man hier im vorigen Jahrhundert noch
Keramik gefunden, wenn die Bauern zum Schutz gegen das Hochwasser der
Nette den Bau der Dämme ausweiteten. Der Name des Adelsge-schlechtes
Krickenbeck taucht zum ersten Mal in einer Urkunde von 1104 auf, als
in den Jahrbüchern von Klosterrath ein Heinrich von Krickenbeck
erwähnt wird. Die Familie ist sicher älter, Belege liegen
hierzu nicht vor. Die Krickenbecker gehörten seit dem 12. Jh. dem
bedeutensten niederrheinischen Adelsgeschlecht an, dem sogenannten Dynastienadel.
Um
1200 ist dieses Grafengeschlecht ausgestorben, das Erbe ging an die
Grafen von Mark. Im 13. Jh. wurde eine neue Burg Krickenbeck gebaut,
man nimmt konkret die Jahre 1244 -1251 als Bauzeit an, Bauherren waren
die Grafen von Geldern. Alle später genannten Herren von Krickenbeck
erhielten ihren Namen nach der Burg. Die neue Burg lag damals im Bruchland
der Nette, die Seen bestanden noch nicht. Im 14. Jh. wurde die Burg
erweitert, es entstand eine viertürmige, vierflügelige gotische
Burg mit Vorburg und seitlicher, befestigter Tordurchfahrt.
Ausgangs des Mittelalters, im Jahre 1514, wurde die gotische Burg durch
die Erstürmung burgundisch-österreichischer Truppen schwer
beschädigt. Beim Wiederaufbau entstand eine annähernd quadratische
Vierflügelanlage mit drei Türmen, der Innenhof war auf drei
Seiten durch eine schöne Renaissancearkade nach italienischem Vorbild
gegliedert. Das Schloß wurde nun nach neuesten Erkenntnissen mit
Befestigungsanlagen versehen. Diese Umbauten wurden erst in den Jahren
1614-1617 abgeschlossen, wie drei Schuldbriefe von Arnold von Wachtendonk,
dem Nachfolger der bisherigen Besitzer von Holthausen, belegen.
Das für die neuzeitliche Besitzgeschichte entscheidende Ereignis
erfolgt am 19. Februar 1623. Das geldrische Oberquartier und damit das
Amt Krickenbeck zählten zu den spanischen Niederlanden. In Brüggen
wurde die Hochzeit zwischen Johann Friedrich von Schaesberg, dem Amtmann
des jülisch-bergischen Amtes Brüggen, und Ferdinanda von Wachtendonk
gefeiert. Schloß Krickenbeck ging damit von der Familie von Wachtendonk
in den Besitz des Geschlechts Schaesberg über. Die erste Erwähnung
des Geschlechts der Schaesbergs stammt von 1239. Sie zählten zu
den prominenten Adelsgeschlechtern des kölnischen Raumes. In den
Erbfolge- und Religionskriegen Anfang des 16. Jh. konnten sie immer
stärkeren Einfluß im Rhein-Maas-Gebiet erringen und in der
folgenden Zeit bei den regierenden Fürsten immer wichtigere Ämter
erhalten. Die Erfolgreichsten waren dabei zwischen 1694-1716 Johann
Friedrich II. von Schaesberg beim Düsseldorfer Kurfürsten
Johann Wilhelm, dem bekannten Jan Wellem, der Hofkammerpräsident,
geheimer Rat, Statthalter von Jülich-Berg und Finanzminister wurde.
1706 wurde er für seine Verdienste in den erblichen Reichsgrafenstand
erhoben. Übertroffen wurde er noch von seinem Sohn Johann Wilhelm
von Schaesberg, der 1731 zum Kanzler von Jülich-Berg ernannt wurde.
Faktisch stand er damit 37 Jahre lang, bis zu seinem Tod 1768, an der
Spitze dieses Amtes.
Die
Zerstörung Krickenbecks 1684 durch die Franzosen führte zum
Neu- und Wiederaufbau der Vorburg. Umbauten im barocken Stil des Herrenhauses
und die Entstehung der neuen Gartenanlagen verändern das Bild ebenso
wie das weiß Schlämmen des gesamten Schlosses. Ein Augenzeuge
berichtete: „... Weiter nach Westen strahlt ein schneeweißes
Schloß, Krickenbeck, aus Alleen, Seen und Obstgärten hervor.
...“
In den Jahren 1856-1860 wurde das Schloß durch den Kölner
Architekten Vinzenz Statz, der seine prägenden Jahre bei der Vollendung
des Kölner Domes erlebte, zu einem neugotischen Schloß umgebaut.
Der Bau wurde im wesentlichen erhalten, der runde Turm erhielt einen
Zinnenkranz und einen spitzen, achteckigen Helm. Die Wehrhaftigkeit
des Baues wurde gemildert.
„Schloß Krickenbeck steht in Flammen“ – so lautet
der Text des Telegramms, das der Krickenbecker Oberrentmeister Wirtz
am 6. September 1902 in Lobberich an den Grafen von Schaesberg-Tannheim
aufgab. Keine fünfzig Jahre nach dem neugotischen Umbau ging es
in Flammen auf. Man ermittelte einen unachtsamen Anstreicherlehrling,
der diese Katastrophe verursachte, „weil er heimlich eine irdene
Pfeife rauchte“. Wegen fahrlässiger Brandstiftung wurde er
später zu 2 Monaten Gefängnis verurteilt. Graf Heinrich von
Schaesberg entschloß sich sofort, das Schloß wieder aufzubauen.
Außer dem Turm, der Nordwand und der Fassade der Seeseite des
Herrenhauses war keine verwertbare Bausubstanz erhalten. Der Hannoveraner
Architekt Hermann Schaedtler baute das Schloß im Stil der Neorenaissance
wieder auf. Er öffnete die alte, ja bereits mittelalterliche, vierflügelige
Anlage mit ihrem vergleichsweise kleinen Innenhof zu einem großzügigen
Bau. Wer sich seither dem Herrenhaus nähert, wird durch ein repräsentatives
Ehrenhof-Entree empfangen. Annehmlichkeiten wie Heizung, elektr. Strom
und eine kalt/warme Wasserleitung wurden eingebaut.
Nach der Fertigstellung wohnte die Familie gern in Krickenbeck. Zwar
waren Tannheim und Krickenbeck gleichberechtigte Aufenthaltsorte der
Familie, doch galt Tannheim wegen des herben Klimas als „rauher
Wohnsitz“. Bereits nach dem 1. Weltkrieg zeigte sich, daß
die beiden Schlösser nur schwer zu halten waren. Die Jahre der
wirtschaftlichen Depression erlebte die Familie auf Krickenbeck. Im
2. Weltkrieg, der Krickenbeck wieder im Aufmarsch-gebiet sah, gab die
Familie Schaesberg Schloß Krickenbeck endgültig als Wohnsitz
auf. Die Familie zog im Jahre 1943 auf Schloß Tannheim. Der Einschnitt
war tief, und er war von Dauer.
Nach dem Auszug wurde der Niedergang des Schlosses sinnfällig und
er beschleunigte sich. Wieder einmal nahmen fremde Soldaten Krickenbeck
ein, diesmal die Alliierten. Vieles wurde zerstört, was unwiederbringlich
war. 1947 zog der aus Ostpreußen vertriebene Schwesternorden von
der heiligen Jungfrau und Märtyrerin Katharina in das Schloß
ein. Die Schwestern errichteten Unterkünfte für vertriebene
Alte, der Kreis Kempen-Krefeld wurde der offizielle Mieter, Schloß
Krickenbeck war zum Kreisaltersheim geworden. Im Juli 1969 verließen
die Schwestern und die alten Leute das Schloß. Von jetzt an stand
es leer - und es zerfiel. Viele Versuche zur weiteren Nutzung des Schlosses
verliefen im Sand, da hauptsächlich der Naturschutz heftigen Widerstand
leistete. Die Zukunft von Schloß Krickenbeck schien unabwendbar
die Ruine zu sein.
1987
legte die Westdeutsche Landesbank ein Sanierungskonzept vor. Kern dieses
aufwendigen Vorhabens war die Nutzung des Schlosses Krickenbeck als
Fortbildungszentrum. Daneben entstand außerhalb des Schloßbereiches
ein Gebäude zur Unterbringung der Seminar-teilnehmer. Das Äußere
des Schlosses blieb in allen Details erhalten, doch mußte es von
Grund auf erneuert werden. Der Garten wurde ebenfalls in den letzten
historischen Zustand zurückversetzt. Heute ist das Schloß
Krickenbeck ein vielseitig genutzter Ausbil-dungsplatz und Treffpunkt
für die West-LB und für Politiker des Landes und Bundes.